Ein verrücktes Spiel gewann Borussia in Berlin verdientermaßen mit 4:2. Damit wurde auch das vierte Auswärtspflichtspiel nach dem denkwürdigen 1:6 in Dortmund gewonnen und der ehemalige Topklub aus dem Ruhrgebiet in der Tabelle überholt.

Die Weichen hierzu wurden bereits in den ersten 20 Minuten gestellt, in denen Borussia die ersten drei Torchancen zu einer 3:0-Führung nutzte. Ein tolles Solo von Zakaria, das Stindl gekonnt abschloss – eine hervorragende Entscheidung des Videoschiedsrichters, der ein unerlaubtes Handspiel von Rekik korrekt enttarnte, das der Schiedsrichter zuvor übersehen hatte – sowie ein Sonntagschuss von Raffael. Fertig war die vermeintlich beruhigende Führung.

Schon 8 Minuten später war der Traum von einem ungefährdeten Pflichtsieg dahin. Ibisevic nutzte die erste Unachtsamkeit in Borussias Abwehr und verkürzte auf 1:3. In den folgenden 15 Minuten drängten die Berliner mit Vehemenz auf das nächste Tor. Die Fohlenelf war in dieser Phase viel zu passiv und zeigte sich besonders bei Standardsituationen verunsichert. Mit viel Glück rettete sie sich ohne Gegentor in die Halbzeit, wobei schon die letzten Minuten vor dem Seitenwechsel ein wenig zur Beruhigung beitrugen. Dies setzte sich im zweiten Spielabschnitt fort. Die Hertha kam nur noch selten zu gefährlichen Torchancen. Gladbach schien das Geschehen im Griff zu behalten, konnte seine Konter aber zunächst nicht ordentlich ausspielen.

Nach 71 Minuten wurde es kurzzeitig doch noch mal spannend, als Weiser zum 2:3 einschoss. Es musste aber nur für 6 weitere Minuten gezittert werden, dann machte Raffael mit seinem zweiten Treffer den Deckel auf eine Partie, die am langen Ende doch noch souverän zu Ende gebracht wurde.

Die Phase nach dem 1:3 darf in der Spielbewertung nicht ausgeklammert werden. Sie war mal wieder ein Beleg dafür, wie anfällig die junge Fohlenelf für unerwartete Gegentore ist und wie fahrig sie sich in solchen Phasen präsentiert – ein Umstand, den Leverkusen und Dortmund brutal ausnutzten. Am Ende überwiegen in Berlin aber die positiven Eindrücke einer ansonsten souverän geführten Partie. Wichtig, dass nach dem gefährlichen 2:3-Treffer die Ruhe bewahrt und schnell gekontert wurde. So zeigt sich die Mannschaft gewappnet für das Topspiel gegen Jupps inzwischen wieder unumstrittene Bayern – eine Partie, die man guten Gewissens wie ein Auswärtsspiel angehen kann und sollte.

Hertha: Jarstein – Weiser, Langkamp, Rekik, Plattenhardt – Esswein (61. Lazaro), Maier, Skjelbred, Kalou (82. Mittelstädt) – Ibisevic, Selke

Borussia: Sommer – Elvedi, Ginter, Vestergaard, Wendt – Hazard (90. Drmic), Kramer, Zakaria, Johnson (74. Herrmann) – Raffael (88. Grifo) Stindl

Tore: 0:1 (5.) Stindl, 0:2 (14.) Hazard, 0:3 (20.) Raffael, 1:3 (28.) Ibisevic, 2:3 (71.) Weiser, 2:4 (77.) Raffael

Gelbe Karten: Ibisevic, Rekik - Drmic