Nach zuletzt 6 Siegen und einem Remis musste Borussia beim 1:2 in Hamburg die erste Auswärtsniederlage im Jahr 2017 hinnehmen. Angesichts einer schwachen 2. Halbzeit, in der die kampfstarken Hanseaten besser und zielstrebiger agierten, war die Niederlage sogar verdient. Borussia verpasste damit den möglichen Sprung auf Platz 6 und muss bei nun nur noch 6 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz und dem bevorstehenden Heimspiel gegen die Bayern beim Blick auf die Tabelle wieder in beide Richtungen gucken.

Dabei fing an diesem Sonntag alles so gut an. Trotz der kurzfristigen Ausfälle von Raffael und Stindl ging die Fohlenelf nach 22 Minuten durch einen Kopfball von Christensen in Führung. Kurze Zeit später hätte sie sogar zwingend auf 2:0 erhöhen müssen, aber Josip Drmic scheiterte freistehend aus wenigen Metern kläglich an René Adler. Initiiert worden war dieser Angriff durch eine starke Aktion des zurückgekehrten Nico Elvedi, der dann aber kurz darauf im Defensivkopfball gegen Kostic schlecht aussah und dem Serben den frühen Ausgleich ermöglichte.

Es entwickelte sich fortan ein offener Schlagabtausch, bei dem sich beide Defensivreihen ziemlich vogelwild präsentierten. Herrmann und anschließend wieder Drmic hätten noch vor der Pause die Führung wiederherstellen müssen. Aufgrund der mangelhaften Chancenverwertung musste sich die Elf von Dieter Hecking aber zum Seitenwechsel mit einem Remis begnügen.

Die große Stärke der Gladbacher in den vergangenen Wochen, nach der Pause zuzulegen und eine durchwachsene erste Halbzeit vergessen zu machen, kam – wie schon zuletzt auf Schalke – erneut nicht zum Tragen. Offensiv setzten die ersatzgeschwächten Gladbacher kaum noch Akzente. Dahoud kam in seiner neuen Rolle hinter den Spitzen nicht so gut zur Geltung wie zuletzt. Die Außenbahnen waren weder in der ursprünglichen Besetzung mit Hofmann und Herrmann noch später mit Johnson und Hahn in der Lage, für Torgefahr zu sorgen. Vorne mühte sich Drmic bis zum Spielende redlich, agierte aber einmal mehr unglücklich. Wie kaltschnäuzig ein echter Torjäger agieren muss, zeigte ihm 10 Minuten vor Spielende Bobby Wood, der Vestergaard gekonnt verlud und überlegt zum Siegtreffer einschob. Es war ein erzwungener Sieg des HSV, der gegen die zunehmend müde wirkenden Fohlen insgesamt das bessere Team war.

Borussias Spielern ist die Niederlage nicht einmal so stark anzulasten, denn sie versuchten ihr Möglichstes, was an diesem Spätnachmittag aber nicht genug war. Der Kader mag relativ breit aufgestellt sein. Ohne die drei besten Offensivspieler waren die Qualitätsverluste aber dennoch allzu offensichtlich. Drmic und Hofmann spielen eine ganze Liga unter dem, was Raffael und Stindl in Normalform abzurufen fähig sind. Aber auch die seit Jahren etablierten Spieler wie Herrmann, Dahoud, Johnson, Hahn oder Wendt waren nicht in der Lage, ihre in der Vergangenheit schon oftmals gezeigten Topleistungen abzurufen.

Defensiv gewann die Mannschaft zudem durch die neuerlichen Umstellungen nicht gerade an Stabilität. Es ist jetzt an Dieter Hecking dies einzuordnen, gerade mit Blick auf das wichtige Rückspiel am kommenden Donnerstag gegen die wiedererstarkten Schalker. Mit dieser Leistung wird es trotz der guten Ausgangslage gegen die Knappen kaum reichen. Ein 0:0 ist zwischen den beiden defensiv anfälligen Teams nicht zu erwarten, sodass Borussia einen Sieg benötigt, um die nächste Runde zu erreichen. Da bis Donnerstag aber mit der Rückkehr von Stindl und Raffael zu rechnen ist, und das Spiel zudem im Borussia-Park stattfindet, werden wieder gänzlich andere Voraussetzungen herrschen. Der heutige Sonntag sollte Borussia aber gewarnt haben, dass ein Weiterkommen nur möglich sein wird, wenn die Mannschaft noch einmal in der Lage ist, ihr Topniveau abzurufen.

HSV: Adler – Diekmeier, Papadopoulos, Jung, Ostrzolek – Sakai, Ekdal, Hunt (90. Lasogga), Holtby (70., Gregoritsch), Kostic (88. Douglas Santos) – Wood

Borussia: Sommer – Elvedi (77. Jantschke), Christensen, Vestergaard, Wendt – Kramer, Strobl – Herrmann (67. Hahn), Dahoud, Hofmann (57. Johnson) – Drmic

Tore: 0:1 (22.) Christensen, 1:1 (36.) Kostic, 2:1 (80.) Wood

Gelbe Karten: Papadopoulos – Strobl, Herrmann