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Manchmal verliert man ganz einfach deshalb, weil die andere Mannschaft besser ist. Nicht erst seit Arnd Zeigler dürfte diese Fußballweisheit den Kopf des kritischen Fans erreicht haben. Manchmal verliert man aber auch, weil man einfach schlechter ist! Da kann der Gegner noch so viele Angebote machen, sie werden einfach nicht genutzt. Am Ende stehen null Punkte und die Erkenntnis, dass dieses Spiel so richtig dumm gelaufen ist. Pünktlich zur Weihnachtszeit präsentierten sich Augsburg und Mönchengladbach in feierlicher Geberlaune. Das größte Geschenk in Form der zu vergebenen Punkte machte aber die Borussia.

 Bereits nach zwei Minuten wurde der Gabentisch bestückt, als Ex-Gladbacher Callsen-Bracker den Ball im Stil eines Volleyball-Spielers aus dem Strafraum faustete. Dieses Geschenk ließ sich Max Kruse nicht entgehen und verwandelte den fälligen Strafstoß zur frühen Führung. Was danach folgte, war intensiv, unterhaltsam, allerdings leider keineswegs hochklassig. In der Defensive zeigte die Borussia das vermutlich schlechteste Saisonspiel und baute Augsburg durch unnötige und zahlreiche Nachlässigkeiten immer wieder auf. Dies galt insbesondere für Christoph Kramer, der bei beiden Gegentoren seine Gegenspieler und späteren Torschützen nicht in letzter Konsequenz folgte. Böse Zungen können behaupten, dass ihm aufgrund seiner vermehrten Kommunikationsfreudigkeit der letzten Wochen auf dem Platz die Luft gefehlt hat. Richtig ist aber vielmehr, dass Kramer wie auch der Großteil der Mannschaft am Ende schlichtweg dem Mammutprogramm mit 27 Spielen Tribut zollen musste. Berücksichtigt man zudem, dass mit Kramer, Sommer und Xhaka drei Stammspieler der Borussia noch im Juli bei der Fußballweltmeisterschaft tätig waren, ist es sogar eher verwunderlich, dass der Leistungsabfall so lange auf sich warten ließ. In Augsburg wurde es dann offensichtlich: Der Borussia ging nach einer tollen Hinrunde schlichtweg die Puste aus.

Die Niederlage ist kein Beinbruch. Auf dem vierten Platz zu überwintern und noch in allen drei Wettbewerben vertreten zu sein ist respektabel und vermutlich hätte jeder Fan dieses Zwischenergebnis vor Saisonbeginn dankbar unterschrieben. Deutlich wurde aber auch, dass die Rheinländer eben noch sehr weit von der Rolle des Bayern-Jägers entfernt ist, welche ihnen noch vor zwei Monaten allzu euphorisch von Teilen der Konkurrenz zugeschrieben wurde. Borussia Mönchengladbach ist eben nicht in der Lage, alle Positionen qualitativ so gleichwertig zu besetzen, dass die Belastungen der letzten Monate spurlos an der Mannschaft vorbei gehen. Das dies auf den Außenpositionen geschafft wurde, zählt zu den erfreulichen Erkenntnissen der Hinrunde. Grade in der Defensive besteht aber Verbesserungsbedarf, nicht nur wegen Kramers bevorstehender Rückkehr nach Leverkusen. Nicht umsonst findet man die Spieler mit den meisten Einsatzzeiten in diesem Mannschaftsteil. Der Ausfall von Martin Stranzl zeigte zudem, wie begrenzt die Rotationsmöglichkeiten hier sind. Wohl dem, der einen Roel Brouwers in seinen Reihen weiß. Doch auch der Niederländer kann die Zeichen der Zeit nicht vollends verleugnen. Auch wenn er seinen Job wieder einmal beachtenswert routiniert erledigte, merkt man doch, dass er an Spritzigkeit verloren hat. Weil auch Harvard Nordtveit seine Einsatzzeiten nicht nutzen konnte, um sich als Alternative zu Xhaka/Kramer zu präsentieren, bleibt das Defensive Mittelfeld  unabhängig von Kramers Abgang eine Baustelle.

Schwer zu ersetzen sind derzeit auch Raffael und Kruse. Obwohl Branimir Hrgota im europäischen Wettbewerb brillieren konnte, blieb er den Nachweis seiner Bundesligatauglichkeit auch in dieser Hinrunde schuldig. Auch in Augsburg wartete der schwedische Nationalspieler auf seinen endgültigen Durchbruch. Die Auswechslung war folgerichtig. Erfreulicher waren da schon die Auftritte von Thorgan Hazard, für den das Spielsystem von Lucien Favre wie gemacht erscheint. Da der Belgier aber nur ausgeliehen ist, kann diese Baustelle mitnichten als geschlossen betrachtet werden. Es ist nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Kruse oder Raffael längerfristig ausfallen würden. Wie wichtig sie für das Offensivspiel derzeit sind, kann man auch an ihren Einsatzzeiten ablesen. Dementsprechend war diesen beiden Spielern der Kräfteverschleiß in den letzten Wochen auch deutlich anzumerken. Die mangelnde Effektivität vorm Tor ist eine logische Folge davon. Müdigkeit ist nicht nur in den Beinen, sondern auch im Kopf zu spüren. Die hieraus resultierende Unkonzentriertheit sowie kleine Nachlässigkeiten wurden in Augsburg deutlich. Die Winterpause wurde fast schon flehend herbeigesehnt.

Es ist daher verständlich, dass Max Eberl Neuverpflichtungen im Winter nicht ausschließt. Wohlgemerkt: Die Überlegungen in der Winterpause am Transfermarkt tätig zu werden, sind nicht aus der Not geboren. Schon hier unterscheidet man sich von der Borussia der früheren Jahre. Es wäre allerdings fahrlässig, sich bietende Chancen am Transfermarkt nicht zu nutzen. Sollte man sich im Februar gegen Sevilla durchsetzen, werden die Belastungen in der Rückrunde nicht weniger werden. Dass man von Ausfällen ähnlich wie in der Hinrunde verschont bleibt, ist hingegen Wunschdenken. Kein anderer Bundesligist hatte bislang so wenig Verletztungspech wie Borussia. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, wie klein in diesem Jahr der Abstand zwischen Erfolg und Misserfolg sein wird. Dies wurde bei der sportlichen Leitung erkannt. So sind die Aussagen hinsichtlich möglicher Verpflichtungen zu werten. Max Eberls Wunschzettel ist nach dem Auftritt in Bayern nicht kürzer geworden. Seine Länge hätte sich aber vermutlich auch mit einem Sieg bei den Augsburgern nicht verändert. Insofern darf man die Punkte als geschenkt betrachten, der weitere Weg in die Spitzengruppe der Bundesliga ist es ganz sicher nicht. Dem Sportdirektor darf man nun von ganzem Herzen ein besinnliches Weihnachtsfest wünschen. Wirklich ruhig wird es angesichts der bevorstehenden Aufgaben wohl nicht werden.