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Als Borussia noch vor 4 Wochen die Frankfurter Eintracht im eigenen Stadion nahezu nach Belieben dominierte und ihr zeitweilig einen Klassenunterschied aufzeigte, gab Christoph Kramer anschließend ein denkwürdiges Interview, in dem er die Leichtigkeit des Sieges beschrieb. Es sei alles wie von selbst gelaufen und man habe sich noch nicht einmal richtig anstrengen brauchen für den lockeren Sieg. Was damals schon ein gewisses Geschmäckle der Überheblichkeit hatte, könnte sich - so der Eindruck der letzten Partien - unterbewusst in den Köpfen der Mannschaft festgesetzt haben. Eine solch grandiose Erfolgsserie von 18 Spielen ohne Niederlage verführt dazu zu glauben, es liefe fortan alles wie von allein und bedarf keiner größeren Anstrengung. Dass dies nicht so ist, diese schmerzhafte Erfahrung machte Borussia in den letzten Wochen. Es wird höchste Zeit, den Schalter wieder umzulegen und zurückzukehren zur alten Erfolgsformel.

Schon im Spiel auf Zypern zeigte sich, dass es ohne Anstrengung selbst gegen vermeintlich kleine Gegner auf Dauer nicht reichen muss. Ergebnistechnisch wurde diese Partie noch mit etwas Glück gerettet. Von der Leistung her war Limassol aber der wahre Knackpunkt, der Borussias Hochphase beendet hat. Schwache Spiele sollten einer jeden Mannschaft gestattet sein. Die Mannschaft muss sich aber schnellstmöglich vor Augen führen, dass sie trotz ihrer imposanten 18-Spiele-Serie bislang noch nichts erreicht hat in dieser Saison. Der immer noch bestehende Platz 3 darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Borussia an einem kritischen Punkt befindet. Nur 6 Punkte sind es bis zum 13. Platz - das enge Tabellenbild zeigt, wie schnell der vermeintliche "Bayern-Jäger" ins Bundesliga-Mittelfeld zurückfallen kann. Die anstehenden schweren Auswärtsspiele in Villarreal, Wolfsburg und Leverkusen werden nur erfolgreich zu bestreiten sein, wenn die Bestform aus dem Oktober wieder erreicht werden kann. Aber selbst in den vermeintlich leichten Partien gegen die Hertha, Zürich oder Bremen reichen weniger als 100 % kaum aus. "Die Mannschaft muss immer an ihr Limit gehen", umschrieb es Lucien Favre zutreffend. Es ist jetzt an ihm, diese 100% wieder konstant aus seiner Elf herauszukitzeln.

Die Probleme sind im Verein erkannt. Dies ist ebenso positiv zu werten wie der Umstand, dass keine Ausreden für das schwache Auftreten gesucht wurden. Weder der Schiedsrichter, der Granit Xhaka ein korrektes Tor verweigerte und das Foul von Russ an Raffael auch als Notbremse hätte werten können, noch der Ausfall der beiden defensiven Führungsspieler darf über die miserable Leistung der gesamten Mannschaft als alleiniges Hauptübel an diesem Nachmittag hinwegtäuschen.

Sicherlich fehlte ganz offensichtlich die Führungsstärke von Martin Stranzl und Christoph Kramer und trug zur defensiv schwächsten Saisonleistung bei. Aber in den beiden vorherigen schwachen Spielen waren beide noch mit dabei gewesen. Zudem sind Havard Nordtveit und Oscar Wendt sehr erfahrene und bewährte Kräfte, die schon deutlich bessere Leistung abgerufen haben. Von der 1 bis zur 34 war aber keiner der eingesetzten  Borussen in der Lage, seine Bestform abzurufen. Obwohl dies bei den meisten jetzt bereits zum dritten Mal in Folge der Fall war, wäre es verfrüht, daraus bereits eine Krise abzuleiten. Der von Max Eberl kreierte Begriff der "Leistungsdelle" trifft es hingegen ganz gut.

Was gilt es jetzt als Reaktion auf diese Delle zu tun? So langweilig es klingt: Ruhe bewahren verspricht letztlich die besten Aussichten, in die Erfolgsspur zurückzufinden. In Villarreal wird es vornehmlich darauf ankommen, gegen einen heimstarken Gegner die defensive Stabilität gepaart mit erfolgreicheren Konterfußball wiederzubeleben. Mut machen die ersten 15 Minuten gegen Frankfurt, in denen Borussia eine hervorragende Reaktion auf das Leistungsdesaster von Dortmund andeutete ehe man sich unerklärlicherweise von den Gästen den Schneid abkaufen ließ. Ganz entscheidend für einen (Teil-)Erfolg in Spanien wird es aber sein, dass die Mannschaft endlich mal wieder über 90 Minute ihre vollen 100% ins Spiel wird einbringen können.