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Es ist jedes (halbe) Jahr das Gleiche. Zum Ende der jeweiligen Transferperioden versuchen schlecht gestartete Vereine ebenso verzweifelt wie meist vergebens, ihre Versäumnisse der vergangenen Monate auf dem letzten Drücker zu kompensieren. Auf dem Wühltisch des Transfermarkts werden die letzten verbliebenen Spieler herausgefischt, die für den abgebenden Verein nicht mehr gut genug waren, jedoch jetzt für ihren neuen Verein als Heilsbringer herhalten müssen. Eine Logik, die in den seltensten Fällen aufgeht, sich aber trotzdem größter Beliebtheit erfreut. Auch Mönchengladbach galt einst als ein Hort der Panikkäufe und wurde nicht ganz zu Unrecht als "Kaufhaus des Westens" verspottet. Diese Zeiten sind zum Glück seit längerem vorbei. In der gestern abgelaufenen Transferperiode konnte Borussia - wie mittlerweile üblich - dem turbulenten Schlussverkauf interessiert, aber unbeteiligt zusehen. Ein Verdienst, der viel zu oft als selbstverständlich angesehen wird.

Ruhiger Hafen am Niederrhein 

Zum 19.10.2008 trat Max Eberl - Gerüchten zufolge auf dem Fahrrad - seinen Dienst im Borussia-Park an. Seitdem hatte er 10 Transferperioden zu bestreiten, von denen gleich die erste die schwierigste darstellte. In prekärster Abstiegsnot musste die Mannschaft dringend nachverbessert werden, was in beeindruckender Weise gelang. Nicht minder bemerkenswert aber: Der letzte der 4 wertvollen Transfers jenes Winters 2008 gelang in Person eines gewissen Dante Bonfim bereits am 2. Weihnachtstag und somit über einen Monat vor Beendigung der Transferfrist Ende Januar. Dieses Bild setzte sich in den darauffolgenden (Halb-)Jahren konstant fort.

Von den 37 Transfers, die Max Eberl bislang tätigte, wurde allein Michael Fink in der letzten Woche vor Ende der Transferfrist - nämlich am 27. Januar 2011 - verpflichtet. Nicht ganz zufällig war dies dann auch einer der größten Flops, den Borussias Sportdirektor in seiner Amtszeit zu verantworten hatte. Tolga Cigerci und Alexander Ring wechselten Anfang Januar 2012 an den Niederrhein - mithin also noch über 3 Wochen vor der ominösen Deadline. Ansonsten wurde kein Transfer unter Max Eberl innerhalb des letzten Monats einer Transferperiode abgeschlossen.

Der Segen der Kontinuität

Wie wichtig solch eine Kontinuität für eine Mannschaft ist, zeigt der Beginn dieser Saison. Die tolle Frühform ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sämtliche Neuzugänge dem Trainer frühzeitig zur Verfügung standen und somit die Chance bestand und genutzt wurde, das neue Spielsystem ausgiebig einzustudieren.

Es sollte nicht verschwiegen werden, dass in der Ägide des Max Eberl eine Reihe wenig erfolgreicher Transfers abgeschlossen wurden. Spieler wie Fink, Zimmermann, Anderson, Otsu, King oder Ring trugen wenig zur Qualitätsverbesserung des Kaders bei. Das Missverständnis bei der Verpflichtung des guten, aber unpassenden Stürmers Luuk de Jong, wurde bereits vielfach diskutiert und zurecht kritisiert. Letztlich sollte man die Leistung eines Sportdirektors aber als Gesamtpaket betrachten. Und hier spricht die Faktenlage eine deutliche Sprache.

Positive Entwicklung auf allen Positionen

Transferausgaben von ca. 57 Mio. Euro stehen Einnahmen von ca. 48 Mio. Euro gegenüber - ein Minus von 9 Mio. Euro zwar, das aber in 5 Jahren überschaubar ist und zudem allein schon durch das Erreichen der Europa-League im vergangenen Jahr weitgehend gedeckt wurde. Ein Blick lohnt sich ferner auf die Startelf, die Borussia noch am 25.10.2008 beim 1:0-Erfolg über den Karlsruher SC ins Rennen schickte, also beim ersten Spiel, das Max Eberl als verantwortlicher Sportdirektor verfolgte: Gospodarek - Svärd, Kleine, Daems, Voigt - Matmour, Alberman, Paauwe, Bradley, Marin - Friend.

Zum Vergleich die Elf, die vergangenen Samstag Werder Bremen mit 4:1 aus dem Stadion fegte: ter Stegen – Jantschke, Dominguez, Stranzl, Daems – Herrmann, Xhaka, Kramer, Raffael, Arango – Kruse

Ein überfälliges Dankeschön

Selbst Eberl-Kritiker werden zugeben müssen, dass Borussia inzwischen auf allen Positionen - zum Teil deutlich - besser aufgestellt ist und zudem eine weit bessere Perspektive vor sich hat. Wenngleich noch lange nicht alles perfekt läuft und es weiterhin Ansätze für Kritik an diversen Personalentscheidungen gibt, so ist der grundsätzliche Weg der Borussia höchst erfreulich. Dies umso mehr als dass in Mönchengladbach jahrelang Kontinuität gepredigt, aber das Gegenteil praktiziert wurde. Während einstige Spitzenteams wie Stuttgart oder Bremen mittlerweile unter größten finanziellen Engpässen Flickschusterei betreiben müssen, wird am Niederrhein jetzt endlich seriös und kontinuierlich mit einem klaren Konzept gearbeitet. Daher ist es an der Zeit, den Verantwortlichen gerade für ihr regelmäßiges "Nichtstun" im Transfer-Schlussverkauf einmal ein aufrichtiges Dankeschön auszusprechen.