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Es war der Aufreger des Abends als Patrick Herrmann den Ball am Samstag abend nach 18 Spielminuten ins leere Tor schob und die Torhymne auslöste ehe einige Zeit später das 1:0 dann doch noch vom Schiedsrichter zurückgenommen wurde. Eine höchst ärgerliche Situation aus Sicht derer, die es mit Borussia halten und umsonst gejubelt hatten. Trotzdem mussten selbst jene nach Schlusspfiff anerkennen, dass das Schiedsrichtergespann in dieser Situation absolut richtig und vorbildlich gehandelt hatte.

 

Was war geschehen? Der Assistent hatte beim ursprünglichen Pass von Nordtveit kein Abseits ausmachen können und die Hacken-Verlängerung von Younes nicht wahrgenommen. Aus seiner Sicht bestand also keine Veranlassung, die Fahne zu heben. Der Schiedsrichter wiederum hatte die zwischenzeitliche Ballberührung des Borussen-Youngsters erkannt. Nach Rücksprache mit seinem Assistenten ließ sich aus diesen Informationen der korrekte Ablauf rekonstruieren. So ärgerlich es für Borussia gewesen sein mag, so korrekt war es, die letzten Endes deutliche Abseitsstellung nachträglich zu ahnden.

Wenn die Schiedsrichter nunmehr flächendeckend von Medien und Beteiligten für diese mutige Entscheidung gelobt und gewürdigt werden, so ist das zumindest von manch einem scheinheilig – von all jenen nämlich, die weiterhin den Videobeweis ablehnen. Nichts anderes als das, was in dieser Situation im Borussia-Park geschehen ist, würde nämlich bei einem konsequenten Einsatz der Technik gleichermaßen geschehen. Bei strittigen Entscheidungen könnte der 4. Schiedsrichter am Seitenrand das TV-Bild mit etwaigen Zeitlupen befragen und innerhalb von weniger als 2 Minuten sollte sich in den meisten Fällen die richtige Entscheidung auflösen lassen. Anschließend könnten zudem die Fans über Lautsprecher informiert werden, so dass sich sogar die Aufregung auf den Rängen abmildern ließe.

Unsägliche Fehlentscheidungen wie dereinst in Wembley 1966 oder beim „Revanche-Nicht-Tor“ 2010 in Südafrika, die oftmals dramatisch auf den Spielverlauf einwirken, könnten so problemlos verhindert werden. Vollkommene Treffsicherheit kann hingegen gar nicht das Ziel sein, denn viele Szenen lassen sich auch nach der 10. Zeitlupe auf unterschiedlichste Weise interpretieren. Hier wären klare Vorgaben nötig: Was sich nicht innerhalb von 2 Minuten klären lässt, müsste der Schiedsrichter weiterhin nach eigenem Ermessen entscheiden. Die menschliche Entscheidungsfindung würde also nicht vollständig abgeschafft, aber stark eingeschränkt und objektiviert. Gleiches gilt für Fehlentscheidungen und die damit einhergehenden, von einigen so gern gesehenen Diskussionen.

Wie der Videobeweis konkret umgesetzt werden könnte, wäre im Übrigen eine erst nachgelagerte Frage. Hier bieten sich verschiedene Varianten. So könnte man es z. B. dem Schiedsrichter selbst überlassen, wann er die Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Oder man könnte jeder Mannschaft 2 oder 3 Chancen zur Überprüfung pro Spiel einräumen, um die Zahl der Unterbrechungen zu begrenzen. Es ließen sich auch die überprüfbaren Tatbestände (auf z. B. Tor/Nicht-Tor, Abseits, Fouls im Strafraum, Tätlichkeiten) eingrenzen, damit nicht jeder Einwurf hinterfragt wird.

Wie auch immer es umgesetzt würde – jeder Einsatz einer verlässlichen Technik erhöht die Gerechtigkeit. Wenn Meisterschaften und Abstiege an einzelnen Pfiffen hängen, dann sollte es jedem ein Anliegen sein, diese eminent wichtigen Entscheidungen auf möglichst sportliche und gerechte Weise zu klären. Umso unverständlicher, dass ein einzelner ewig-gestriger Mensch wie UEFA-Präsident Michel Platini selbst eine so einleuchtende Technik wie die Torlinienkameras so vehement ablehnt und damit Millionen Fußballfans in ganz Europa in Sippenhaft nimmt.

Vielleicht sollte Herrn Platini eine DVD vom Spiel am Samstag abend zugeführt werden. Denn dort konnte er in Perfektion vorgeführt bekommen, wie eine kurze Beratungspause der Schiedsrichter einen ansonsten für sie verheerenden Fehler verhindert hat. Selbst wenn es Borussia vermutlich zwei wichtige Punkte gekostet hat, so war es in jedem Fall ein Sieg für den Sport und die Gerechtigkeit.