Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 76

628 Seiten umfasst die Borussen-Chronik, die der Verein anlässlich des 110jährigen Vereinsjubiläums im vorigen Jahr herausgebracht hat. 628 Seiten voller legendärer Kapitel und unvergessener Geschichten eines wahrlich einzigartigen Vereins. Doch das, was in den letzten Monaten rund um die Borussia geschehen ist, wird das bereits jetzt dicke Buch bei der nächsten Auflage um einige weitere Seiten mit Leben füllen.

 

Auf der einen Seite steht eine beispiellose sportliche Wiederauferstehung eines tot geglaubten Teams, die am gestrigen Mittwoch mit dem Klassenerhalt in der Relegation ihren krönenden Höhepunkt erfuhr. Abseits des Platzes wurde die letzte Zeit geprägt von einer nicht minder beispiellosen Schlammschlacht um die Machtverhältnisse im Verein, wie sie in früheren Jahrzehnten nur in Gelsenkirchen-Schalke möglich gewesen wäre.

Unabhängig davon, wie man zu den einzelnen Personen und Gruppierungen steht und wie die Jahreshauptversammlung (JHV) am kommenden Sonntag enden wird. Die Art und Weise, wie sich das „einig Volk von Brüdern“ in diesen letzten Monaten gegenseitig zerfleischt hat, ist ein Armutszeugnis für alle Beteiligten. Persönliche Diffamierungen und Bloßstellungen bestimmen die Schlagzeilen. Es wurden an unbedarfte und zunehmend genervte Fans penetrante Newsletter verschickt und unsägliche Telefonwerbung betrieben. Auf Webseiten und in Foren wurden Meinungen geschürt, die allesamt eins gemein haben: Es geht letztlich in allererster Linie um die Eitelkeiten einzelner Personen. Wie genau das Wohl unseres Vereins durch etwaige Veränderungen positiv beeinflusst werden soll, rückte mit jedem Tag weiter in den Hintergrund. So dürfte es noch immer weit verbreitete Meinung vieler Fans sein, dass am Sonntag über die Personen abgestimmt wird, die sich so sehr ins Rampenlicht der (Boulevard-)Medien gedrängt haben.

 

Die Initiative hat ihren Satzungsantrag dermaßen stark personalisiert und mit der Marke Effenberg emotionalisiert, dass es schwer fällt, noch inhaltlich zu argumentieren. Doch tatsächlich: Am 29.05.2011 wird nicht darüber abgestimmt, ob Horst Köppel Präsident oder Stefan Effenberg Sportdirektor wird. Es kann allerhöchstens die Basis dafür gelegt werden, dass dies im Spätsommer dieses Jahres auf einer weiteren JHV in die Tat umgesetzt wird. Die Mitgliederoffensive wiederum hat ihre Forderungen auf drei Anträge verteilt, die somit auch im Alleingang durchgesetzt werden könnten, sofern sich bei den Mitgliedern eine 2/3-Mehrheit finden lässt.

 

Bevor man sich mit den Personen auseinandersetzt, die hinter den jeweiligen Anträgen stehen, sollte sich ein jeder JHV-Teilnehmer am Sonntag die Frage stellen, was genau hinter den Anträgen steckt. Insbesondere bei jenem der Initiative ist dies nur für Experten des Vereinsrechts eindeutig zu bestimmen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht einmal geklärt, ob der Antrag inhaltlich vor dem Vereinsregister Bestand haben würde. Die Juristen der Offensive und der aktuellen Vereinsführung haben hier Bedenken angemeldet. Da SEITENWAHL keine juristische Website darstellt und generell nur über Dinge schreibt, von denen wir zumindest annehmen, dass wir von ihnen etwas verstehen, sollen die vier Anträge im folgenden nur kurz und rudimentär inhaltlich vorgestellt werden:

 

Antrag 1 der Initiative

 

Möchte man den Herren rund um Norbert Kox Glauben schenken, so geht es ihnen um die Stärkung der Mitgliedschaft. Und tatsächlich: Auf den ersten Blick sollen zukünftig der Präsident und zwei ehrenamtlich arbeitende Vizepräsidenten des Vereins direkt von der JHV gewählt werden – anstatt wie bisher durch den Aufsichtsrat. Diesem würde es stattdessen nur noch obliegen, ein oder zwei weitere, hauptamtlich arbeitende Vizepräsidenten zu bestellen. In den Aufsichtsrat soll ein Mitglied eines Fanclubs entsandt werden. Die Schwächung des Präsidenten wird dadurch forciert, indem dieser nicht wie bisher die beiden ehrenamtlichen Vizepräsidenten vorschlagen darf. So wurde z. B. Rainer Bonhof auf Vorschlag von Rolf Königs an den Verein gebunden. Zukünftig soll diese Ehre dem Ehrenrat zuteil werden.

 

Wird Antrag 1 Zustimmung erfahren, so wird das Präsidium also aus einem ehrenamtlichen Präsidenten und zwei ehrenamtlichen Vizepräsidenten bestehen, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden sowie aus bis zu zwei weiteren Vizepräsidenten, die vom Aufsichtsrat bestellt werden. Diesem Vereinspräsidium würde insgesamt eine große Machtfülle zuteil. Bislang ist es bereits personengleich mit den Gesellschaftern des in einer GmbH ausgegliederten Lizenzspielerbereichs und sitzt damit an den bedeutendsten Schalthebeln bei Borussia. Zukünftig sollen die Präsidiumsmitglieder zusätzlich noch automatisch Mitglieder des Aufsichtsrats der Lizenzspieler-GmbH werden. Es wird eine der spannendsten Fragen auf der JHV sein, wie die Initiative den Sinn dieses Konstrukts glaubhaft erklären kann, da die Gesellschafter bei dieser Konstellation durch sich selbst überwacht würden.

 

Antrag 2 der Mitgliederoffensive

 

Auch die Mitgliederoffensive um den im Internet als Preußenkönig firmierenden CDU-Politiker Michael Weigand, wirbt mit einer Stärkung der Demokratisierung zum Wohle der Fans. Dafür soll der Vorsitzende des Fanprojekts Mönchengladbach (oder alternativ eine von ihm zu benennende Persönlichkeit aus dem Vorstand des Fanprojekts) im Ehrenrat von Borussia fest installiert werden. Dieser besteht bislang aus den Abteilungsleitern des Vereins sowie aus bislang 4 von der JHV gewählten Vertretern. Dem Ehrenrat kommt insbesondere die Aufgabe zu, die Aufsichtsrats-Mitglieder des Vereins vorzuschlagen. Nach diesem Antrag soll also die Einflussnahme der Fans – vertreten durch den Vorsitzenden des Fanprojekts – gegenüber jener der Mitglieder gestärkt werden, da diese nur noch 3 Ehrenräte wählen dürften. Die Mitglieder müssten sich also zu 2/3 bereit erklären, einen Teil ihrer Einflussnahme an das Fanprojekt abzutreten.

 

Antrag 3 der Mitgliederoffensive

 

Hier soll der Einfluss der JHV gestärkt werden, indem sie alle Mitglieder des Präsidiums – mit Ausnahme des Präsidenten und eines Vizepräsidenten, die wie bisher vom Aufsichtsrat gewählt werden – direkt auf Vorschlag des Präsidenten selbst wählen kann. Der Präsident würde der JHV bis zu drei weitere Mitglieder des Präsidiums vorschlagen, über die die Vereinsmitglieder abstimmen dürften. Wenn der Vorschlag des Präsidenten auf der Mitgliederversammlung nicht angenommen wird, würde während der Versammlung der Ehrenrat tagen und einen neuen Vorschlag beschließen. Würde auch dieser nicht angenommen, so müsste die JHV neu einberufen werden. Dies ist im Übrigen der einzige Antrag der Offensive, der von Vereinsseite nicht unterstützt wird, weil man befürchtet, die weitreichenden Entscheidungen einer ggf. emotionalisierten Mitgliedschaft könnten in manchen Situationen nicht wünschenswert sein.

 

Antrag 4 der Mitgliederoffensive

 

Die bislang bestehende Möglichkeit des Vereins, Anteile an der GmbH (also am Lizenzspielerbetrieb) verkaufen zu können, soll erschwert werden. Dies soll zukünftig nur noch auf Antrag des Präsidenten per 2/3-Mehrheitsbeschluss der JHV möglich sein. Damit wäre es sehr unwahrscheinlich, dass der Verein jemals Anteile veräußern wird. Ein Einkauf eines reichen Gönners, wie er z. B. gerade bei 1860 München im Gespräch ist und spätestens im Falle einer Abschaffung der 50+1-Regelung drohen könnte, würde somit vermutlich verhindert. Ebenso aber Verkäufe von kleineren Anteilspaketen, wie sie z. B. der FC Bayern München in der Vergangenheit vorgenommen hat. Dort wurden Anfang des Jahrtausends für 75 Mio. Euro 10 % des Lizenzspielerbetriebs an Adidas verkauft, wodurch der Bau der Allianz-Arena gesichert wurde.

 

Die Personen hinter den Anträgen

 

Soweit zu den Inhalten, die wie gesagt am Sonntag im Vordergrund stehen sollten. Welche Auswirkungen die Annahme der einzelnen Anträge haben könnten, wird z. B. auf der Website der Spreeborussen ausführlich erläutert. Da es in der Öffentlichkeit aber vornehmlich nicht nur um Inhalte, sondern um Personen geht, kommt man nicht umhin, sich auch mit diesen näher zu beschäftigen.


Opposition ist in einer Demokratie grundsätzlich etwas Gutes und es sollte daher begrüßt werden, wenn engagierte Wirtschaftsfachmänner oder verdiente Ex-Spieler ihre eigenen Ideen präsentieren und den Status Quo hinterfragen. Eine konstruktive, wohlmeinende Opposition hätte jede mögliche Unterstützung verdient. Traurig nur, dass eine solch konstruktive Opposition bei Borussia derzeit offensichtlich nicht zur Verfügung steht. Borussias Mitglieder werden stattdessen mit einer an Peinlichkeit grenzenden Kombo aus gekränkten Ex-Freunden des Präsidenten und beleidigt aussortierten Ex-Trainern konfrontiert, denen man guten Gewissens nicht einmal die Leitung eines Kaninchenzüchtervereins anvertrauen könnte. Die Rolle von Michael Weigand und insbesondere die Frage, wie stark konservativ sein Gedankengut ausgeprägt sein mag, kann insofern vernachlässigt werden, da er von keinem „seiner“ Anträge persönlich profitieren könnte – es sei denn er würde zum Vorsitzenden des Fanprojekts gewählt oder von diesem in den Ehrenrat entsendet. Bedeutender ist die Rolle der Initiative Borussia, die sich immerhin mit so einigen verdienten Ex-Borussen bewirbt.

 

Es ist schon so viel über die widersprüchlichen und widersinnigen Aussagen der nach Publicity geifernden Gruppe um Norbert Kox geschrieben und gesagt worden. Wer diesen Leuten irgendeine Glaubwürdigkeit attestiert, der kann genauso gut den 1.FC Köln für einen bescheidenen und sympathischen Nachbarverein halten. Das ständige Zurückrudern bzgl. jeglicher Aussagen, die von Fanseite kritisch bewertet wurden, spricht ganz bestimmt nicht für ein solides und nachhaltiges Konzept, mit dem es die Herren Kox, Schmuck und Co. besser machen könnten als die aktuelle Führungsriege.

 

Stefan Effenberg ist ein unbestritten verdienstvoller Ex-Spieler, mit dem die meisten aktiven Borussen-Fans die größten Erfolge ihres Fandaseins verknüpfen. Wer wollte nicht anknüpfen an die Zeiten von 1995 und 1996 als die Borussia ihren letzten Titel holte, herrlichen Offensivfußball spielte und international nach Rotterdam, London oder Monaco reisen durfte?! Da fällt es auch nur wenig ins Gewicht, dass der sportliche Leader der damaligen Erfolgsstory gleichermaßen zweimal zum Stamm der jeweiligen Borussen-Mannschaft gehörte, die 1990 sowie 1997 vom Europacup-Anwärter zum Abstiegskandidaten mutierte. Neben den bemerkenswerten Erfolgen als Pokalsieger und Champions-League-Sieger standen in der Karriere des Spielers Effenberg erstaunlich viele erfolglose Jahre und Stationen. Selbst einen überraschenden Abstieg mit dem AC Florenz konnte der „unbedingte Wille“ des Tigers nicht verhindern.

 

Doch die sportliche Leistung des Führungsspielers Effenberg soll keinesfalls diskreditiert werden, zumal sie keine konkrete Auswirkung auf seine zukünftige Leistung als Sportdirektor oder Trainer haben wird. Es ist absolut begrüßenswert, dass eine starke Persönlichkeit wie Effenberg dem deutschen Fußball auf Funktionärsebene erhalten bleibt und er seine Chance erhält, seine Kompetenzen unter Beweis zu stellen. Ob diese Chance letztlich aber von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt eine allzu offene Frage. Die Aussage, dass der Wille wichtiger sei als die Kompetenz, lässt zumindest aufhorchen, denn ginge es darum, wären wohl die meisten von uns für den Posten als Borussen-Manager prädestiniert. Die einzig inhaltlichen Aussagen des Tigers zur Kadergröße oder zur Jugendarbeit des Vereins, waren nicht minder irritierend und vermittelten trotz anschließender Klarstellungen den Eindruck, als habe sich Effenberg bislang nur sehr rudimentär mit den tatsächlichen Gegebenheiten des Vereins beschäftigt.

 

Es mutet vielmehr an, dass Effe wie schon als Spieler eher intuitiv-emotional zu handeln pflegt – eine Eigenschaft, wie sie auf dem Platz in kritischen Phasen oftmals vonnöten sein kann, wie sie aber für einen langfristig arbeitenden Sportdirektor eher wenig hilfreich wäre. Es wird abzuwarten sein, ob er mit seinen Buddies von der Initiative am Sonntag endlich etwas mehr über das vermeintliche Konzept verlautbaren lassen wird, mit dem zukünftig alles besser werden soll. Bisher waren hier nur populistische Phrasen zu vernehmen, die Forderungen enthielten („Dante und Reus müssen gehalten werden.“, „Wir müssen mehr auf die Jugend setzen.“), die der Verein ohnehin schon mehr als glaubhaft in die Tat umsetzt. Alles Weitere dürfe angeblich nicht verraten werden, was vermuten lässt, dass ein ernstzunehmendes Konzept wohl eher nicht besteht. Wenn aber 2/3 der Vereinsmitglieder dazu bewegt werden können, einer mehr als fragwürdigen Gruppe Vereinskritiker ihr Vertrauen zu schenken, ohne dass diese auch nur ansatzweise erklären, wofür genau sie inhaltlich stehen, dann wäre dies eine Bankrotterklärung des gesunden Menschenverstands.

 

Doch fernab von jeglicher Kritik an den allzu populistischen Mitgliedern der Initiative sollten sich auch deren Gegner an die eigene Nase fassen und ihr Wirken in den letzten Monaten hinterfragen. Polemische Diffamierungskampagnen gab es von beiden Seiten und es war oftmals nur schwer erträglich, in diversen Foren immer wieder dieselben Hetztiraden aus beiden vereinspolitischen Ecken lesen zu müssen. Der Begriff „Kindergarten“ würde der Sache nicht gerecht, da es nur wenige 2-5jährige gibt, die sich auf ein solch tiefes Niveau herablassen, wie es bei Borussia zuletzt zum Standard geworden ist. Keine Frage: Die beteiligten Personen – allen voran Königs, Kox, Weigand – bieten allesamt genügend Angriffsfläche und haben nur bedingt Mitleid für die teils unter der Gürtellinie verlaufenden Angriffe verdient. Doch wie auch immer man zu diesen Personen steht, so spricht es nicht gerade für unsere Vereinskultur, auf welch unterirdischem Niveau überwiegend diskutiert worden ist. Alle Seiten sollten eigentlich keine Schwierigkeit haben, konstruktiv-inhaltliche Argumente für ihre Sache und gegen die Kontrahenten zu finden. Auf diese hätte sich ein jeder beschränken sollen und es ist für den kommenden Sonntag zu wünschen, dass wenigstens dort der Schwerpunkt auf der reinen Sachebene verbleiben wird.

 

Den aktuellen Vereinsverantwortlichen ist für ihr Wirken im vergangenen Jahrzehnt so einiges vorzuwerfen und das Aufkommen dieser Oppositionsbewegung sollte ihnen in jedem Fall als deutliches Warnsignal dienen, ihre bisherige Vereinspolitik nicht ungestraft für alle Zeiten fortführen zu können. Sie taten gut daran, sich bis zu Beginn dieser Woche nahezu vollkommen aus der Diskussion um Initiativen und Offensiven herauszuhalten und sich ganz auf das wesentliche – nämlich den Kampf um den Klassenerhalt – zu konzentrieren. Dies konnten sie umso gelassener tun, da sich die Protagonisten der Opposition durch ihre eigenen Unzulänglichkeiten als allerbeste Wahlhelfer für Königs, Bonhof und Co. bewährten. Ein jeder Fan, der sich am Sonntag in den Borussia-Park begibt, sollte für sich genau hinterfragen, wem er sein Vertrauen schenken möchte.


Seitenwahl hat gerade in dieser Saison oft genug kritisch die Entscheidungen des Vereins hinterfragt. Insbesondere die gravierende Fehleinschätzung bzgl. der Trainerqualitäten eines Michael Frontzeck hätte um ein Haar katastrophale Folgen mit sich gebracht. Max Eberl musste hier für seine Sturheit deutlich gerügt werden, denn es war bereits im Laufe der Hinrunde deutlich absehbar, dass der sympathische Frontzeck keine Lösungsvorschläge parat hatte, um die schwierige Krisensituation zu meistern. Max Eberl ist es aber ebenso zu verdanken, dass – soeben noch rechtzeitig – ein Lucien Favre verpflichtet wurde, den nicht wenige Experten nach seinem unrühmlichen Abgang in Berlin als „verbrannt“ ansahen und dem kaum jemand eine solch sensationelle Rettung zutraute. Manch einer kritisierte sogar die Langfristigkeit des Vertrages, der ihm durch unseren Sportdirektor geboten wurde. Max Eberl ist ebenso für die Verpflichtung unserer aktuellen Hoffnungsträger wie Reus, Dante, ter Stegen, de Camargo oder Stranzl hauptverantwortlich. Seine Transferbilanz ist insgesamt sehr beachtlich. Selbst wenn man seine Außendarstellung nicht immer mögen muss, so ist ein klares Konzept zu erkennen. Man muss nicht gegen Stefan Effenberg sein, um anzuerkennen, dass wir auf der Position des Sportdirektors bereits jetzt gut besetzt sind. Geht es Effenberg tatsächlich um seinen Verein, so sollte er sich vielmehr bemühen, den aktuell Verantwortlichen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen seine guten Kontakte zur Verfügung stellen. Der Tiger ist noch jung genug, so dass sich je nach Karriereverlauf noch zu späterem Zeitpunkt ausreichend Gelegenheiten bieten könnten, ggf. eine aktivere Position im Verein einzunehmen, wenn dort wirklich Bedarf besteht.

 

Was die Kritik an Präsident Rolf Königs angeht, so ist diese bereits seit Jahren präsent. Nicht einmal er selbst dürfte eine gewisse Eitelkeit leugnen. Königs hat sicherlich so einige Fehler gemacht in seiner bisherigen Amtszeit. Er war aber durchaus auch lernfähig, indem er z. B. mit Bonhof sportliche Kompetenz ins Präsidium berief. Selbst das (zu) lange Festhalten an Frontzeck resultierte letzten Endes u. a. aus der permanenten Kritik, Borussia würde zu viele Trainer zu schnell verbrennen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Königs auch die aktuelle Situation nicht unbeeindruckt lassen wird, sondern dass er sich über den konstruktiven Teil der Kritik seine Gedanken macht und dies in die zukünftige Arbeit und die Strukturen des Vereins einfließen wird. Niemand im Verein kann und wird mit Platz 16 zufrieden sein. Dies ist selbst unter Berücksichtigung unglücklicher äußerer Umstände (Verletzungen, Schiedsrichter-Entscheidungen) kein akzeptables Resultat. Dennoch ist gerade in dieser Rückrunde eine Perspektive deutlich geworden, die es verdient hat, weiter verfolgt zu werden. Nicht zuletzt verfügt Borussia über eine der besten Jugendabteilungen des Landes und hat in den letzten Jahren immer wieder Talente an den Profikader herangeführt und herausgebracht. Es wäre geradezu grotesk, wenn die Mitglieder dies am kommenden Sonntag abstrafen würden, indem sie sich einer dermaßen windig auftretenden, konzeptlosen Alternative zuwenden.