Borussia ist DFB-Pokal weiter, das ist toll. Aber schnell geriet das souveräne 2:0 bei Greuther Fürth für Borussias Fans in den Hintergrund. Denn Deutschland drehte durch. Eine Personalie aus München überschattete an diesem Pokalabend alles: Den Sieg der Borussen, den der Bayern und das Ausscheiden des 1.FC Köln. Der angekündigte Rücktritt von Philipp Lahm verbunden mit der Ansage des Bayern-Kapitäns, zunächst keinen Job im Verein antreten zu wollen, überraschte viele, sorgte für Gesprächsstoff bei allen, die sich in Deutschland für Fußball interessieren. In Gladbach dagegen nimmt man die Ankündigung nicht nur mit Überraschung sondern auch mit Bauchweh zur Kenntnis. Denn prompt schossen die Spekulationen um einen Wechsel von Sportdirektor Max Eberl nach München wieder ins Kraut.

 

Viele den Bayern nahe stehende Medien wollen wissen, dass Max Eberl der Wunschkandidat von Bayern-Präsident Uli Hoeneß für den Posten des Sportdirektors ist. Tatsächlich ist belegt, dass Hoeneß und Eberl einander schätzen. Dazu kommt die Bayern-Vergangenheit des früheren Rustikalkickers. Aber ist die für viele klare Schlussfolgerung, dass Eberl Kandidat in München und auch wechselwillig ist, mehr als Spekulation? Klare Aussagen dazu gibt es keine. Weder bei Bayern noch bei Borussia hat sich jemand eindeutig zu dieser Thematik eingelassen. Das klarste Indiz dafür, dass mehr als Spekulation hinter dieser Sache steckt, liefert indes Max Eberl selbst. Schon nach dem Rücktritt von Matthias Sammer in München galt er als Kandidat und wurde entsprechend häufig nach seinen Bayern-Ambitionen gefragt. Als Antwort gab es wortreiche Leere, Sprechblasen, die Eberl jede Option offen lassen. Typischen Fußballerjargon mit mannigfaltigen Hintertürchen. Ein klares Bekenntnis zu Borussia hat Max Eberl nie abgegeben. Das muss er nicht, wie Eberl gewogene oder optimistische Zeitgenossen zutreffend bemerken. Das sollte er aber, wenden diejenigen ein, die hier eine Nachtigall trapsen hören. Die Interpretation, dass Eberl klar gesagt hätte, "ich bleibe bei Borussia", wenn er sich dessen sicher wäre, ist nicht weit hergeholt. Dass er das Bekenntnis verweigert, weil er nicht über irgendwelche von der Presse hingehaltenen Stöckchen springen möchte, ist möglich, aber nicht wahrhscheinlich. Gehen wir also davon aus, dass Max Eberl sich einen Wechsel zu den Bayern nach dieser Saison zumindest vorstellen kann.

Die Frage ist: Würde der Sportdirektor unter allen Voraussetzungen in seine alte Heimat wechseln? Der Posten des Sportdirektors ist beim Rekordmeister bis dato mit erheblich weniger Kompetenzen ausgestattet, als in Mönchengladbach. Ist Eberl am Niederrhein der starke Mann, wäre er in München einer unter vielen, das letzte Wort hätte er vermutlich nie. Entscheidend ist, was Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß wollen, ein Sportdirektor muss sich den beiden durchaus nicht immer einträchtigen Herren unterordnen. Das genaue Berufsbild des Jobs, den zuletzt Matthias Sammer machte, ist völlig unklar. "Bindeglied zwischen Mannschaft und Präsidium"? "Wachrüttler"? oder auch Verantwortlich für Teamzusammenstellung und Tranfers? Lezteres traf auf Sammer und seine Vorgänger eher weniger zu. Aber würde sich Max Eberl mit weniger zufrieden geben? Oder wäre das vermutlich fürstliche Gehalt, das die Bayern ihm zahlen würden, Kompensation genug dafür, dass er fortan nur noch wenig zu sagen hätte? Womöglich bietet Hoeneß seinem Bewunderer Eberl aber auch mehr an - mehr Mitsprache, Aufstiegschancen, eine Wurstfabrik?

Wie auch immer es weitergeht, das Thema ist in der Welt, die Diskussion wird nicht mehr verstummen, bis die Personalie "Bayern-Sportdirektor" geklärt ist. Es muss Borussias Interesse sein, dass diese Frage schnell beantwortet ist. Dafür muss der FC Bayern sich erst einmal darüber klar werden, was und wen er will. Gut möglich, dass in dieser Frage Dissens zwischen Hoeneß und Rummenigge besteht. Letzterer hatte sich schon eindeutig pro Philipp Lahm positioniert. Wie er zu Max Eberl steht, ist nicht überliefert. Eberl selbst wird fair genug sein, einen möglichen Wechsel intern frühzeitig zu kommunizieren, damit der Verein sich auf die Zeit danach einstellen kann. Sollte er allerdings wider Erwarten sicher sein, in Mönchengladbach zu bleiben, wäre zu wünschen, dass er das zeitnah öffentlich macht. Das Umfeld, in dem nach dem Absturz zum Ende der Ära Schubert gerade erst wieder Ruhe einkehrt, wäre ihm dafür dankbar.