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Wenn am Samstag das Spiel von Borussia Mönchengladbach gegen Augsburg abgepfiffen wird, geht eine hervorragende Saison und eine noch  heller strahlende Rückrunde zu Ende. Auch für zwei Spieler geht die Zeit bei Borussia zu Ende, die hier Leistungen gebracht haben, die alle Erwartungen übertroffen haben. Mit Christoph Kramer verliert die laufstärkste Mannschaft der Bundesliga ihren laufstärksten Spieler, mit Max Kruse ein zentrales Puzzleteil ihrer nicht auszurechnenden Offensive. Neben den zwei Nationalspielern gehen aber auch noch zwei, über deren Ersatz sich keiner den Kopf zerbricht.

 

Da ist zum einen Thorben Marx, der nach sechs Jahren den Verein verlässt. Zwei Jahre lang, ab dem Sommer 2009, war er Stammspieler im defensiven Mittelfeld oder auch auf der Außenbahn, zwei Jahre noch wichtig, zwei Jahre ganz außen vor. Nachdem talentiertere Spieler in die Mannschaft kamen, besonders Granit Xhaka und Christoph Kramer, reduzierte sich die Rolle von Marx auf die eines Ersatzspielers, der brav mittrainiert und sich auch mal ohne zu murren auf der Tribüne wiederfindet. Es wird ihm nicht an Gelegenheiten gefehlt haben, gegenüber diversen Medien auch mal seinen Unmut rauszulassen, aber von Thorben Marx gab es nichts zu hören, was die Gladbacher Harmonie der letzten Jahre gestört hätte. Dafür gebührt ihm ebenso Dank wie für seine abgerasselten Kilometer im Mittelfeld, als er noch Stammspieler war.


Der andere, der  uns in aller Stille verlässt, ist Filip Daems. Und wenn schon Marx auf turbulente Zeiten in Mönchengladbach zurückblicken kann, dann kann Daems direkt ein Buch schreiben. Oder mehrere. Einen Zyklus. Daems kam im Januar 2005 zur Borussia; in der Innenverteidigung holzten Pletsch und Strasser, falls nicht gerade Craig Moore als Massenvernichtungswaffe auf dem Feld war, im Mittelfeld zog Thomas Broich die Fäden, die Schlüsselfigur war Oliver Neuville. Weniger schlüsselhaft waren Giovane Elber oder Max Eberl mit ihren zusammen 0 Spielen in jenem Jahr. Namen, die heute aus einer nebelhaft fernen Vergangenheit scheinen, sofern man bei Eberl einen Bundesligaspieler meint. Als Daems aus der Türkei an den Niederrhein kam, war gerade Dick Advocaat für einige Monate Trainer, und manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn die Vergangenheit nebelhaft fern ist.

Ein anderer Name aus der damaligen Mannschaft ist der von Marcell Jansen und dieser sollte bald für Daems besondere Bedeutung gewinnen, denn der junge Mittelfeldspieler kam als linker Außenverteidiger ins Team der Profis und besetzte diese Positition mit starken Leistungen, die ihn zur WM 2006 brachten. Ferne Vergangenheit, in der Tat. Schlimmer als der Aufstieg von Jansen war für Daems eine Verletzung, die ihn die ganze Saison 2006/07  kostete, als Borussia zum zweiten Mal in die zweite Bundesliga abstieg.

Und Daems, von Christian Hochstätter und Advocaat geholt, erlebte erst, wie Köppel auf Advocaat folgte, und Pander auf Hochstätter und war am Klassenerhalt jener Saison 2004/05 aktiv beteiligt. Er machte in der folgenden Saison 22 Spiele, als die Borussen problemlos in der ersten Liga blieben, Horst Köppel aber entlassen wurde,  neuer Trainer wurde Jupp Heynckes. Vom Krankenhaus und der Reha-Station aus sah Daems zu, wie Heynckes in der folgenden Saison zurücktrat, Luhukay ihm nachfolgte, wie Pander viel zu spät entlassen wurde und Christian Ziege neuer Sportdirektor wurde.

Daems war in der zweiten Liga mit dabei, als die Borussen unter Luhukay direkt wieder aufstiegen und wieder in der ersten, als Luhukay noch in der Hinrunde entlassen wurde, und er lernte Hans Meyer als Trainer kennen. und er war beim Klassenerhalt in letzter Minute dabei, als Borussia zuhause Schalke mit Colauttis Tor schlug und in Cottbus durch Dantes Kopfball siegte. Er sah Michael Frontzeck als Trainer in der folgenden Saison und ebenso in der darauffolgenden, bis Frontzeck als abgeschlagener Tabellenletzter entlassen wurde. Da war schon Max Eberl neuer Sportchef, der sich für Lucien Favre als neuen Trainer für einen Wiederaufbau in der zweiten Liga entschied. Favre hatte andere Pläne und Daems zusammen mit der Abwehrkette um Stranzl und Dante ließ fortan eben keine Tore mehr zu. Bei beiden Relegationsspielen gegen Bochum stand Filip Daems auf dem Platz.

Er war Stammspieler in der kommenden Saison und in fast allen Spielen dabei, als seine Borussen auf Platz 4 stürmten und konterten, sah Reus´ Aufstieg zum Weltklassespieler und Reus´ Abstieg nach Dortmund, nur Trainerwechsel erlebte Daems nicht mehr, dafür die erste Mönchengladbacher Saison in Europa nach 16 Jahren. Bei seinem ersten Spiel am Niederrhein lag das Ausscheiden gegen Monaco noch keine neun Jahre zurück. Daems spielte weiter, im Neuaufbau der Mannschaft und bis zu den Spielen in Rom, dem 8. Platz am Ende jener Saison und dem 6. Platz in der folgenden, als bereits Max Kruse und Christoph Kramer das Team antrieben.

Als die Fohlen in dieser zu Ende gehenden Saison alle Spitzenteams der Bundesliga schlugen und und unwiderstehlich auf den 3. Platz der Tabelle zogen, hat Filip Daems kein einziges Spiel mehr bestritten. Trotzdem war immer klar, dass sein Wert nicht nur der eines jederzeit professionell trainierenden und auf seinen Körper achtenden Ersatzspielers war, sondern mehr noch der eines Mannschaftsmitglieds mit Erfahrung und Charakter, letztes Jahr noch Kapitän, dieses Jahr Säule im Team. Auch ohne Einsatz auf dem Feld.

Nach 210 Ligaspielen und mit reifen 36 Jahren verlässt unsere Nummer 3, der langjährige Kapitän Filip Daems Borussia Mönchengladbach. Wir wünschen ihm viel Erfolg und eine in Gesundheit ausklingende Karriere in Belgien beim KVC Westerlo. Alles Gute, Filip.